Packen Sie es an: Wie Sie als Eigentümer jetzt Energiekosten sparen können

Die Kurve der Preise für Energie steigt weiter steil nach oben. Dabei kommt der Winter erst noch. Seriöse Forschungsinstitute und Analysehäuser zeichnen bereits besorgniserregende Szenarien von einem „Energiekosten-Kollaps“ bei energetisch schlechten Wohnimmobilien. Viele Eigentümer, die aktuell mit höheren Belastungen zu kämpfen haben, schieben notwendige, energetische Maßnahmen gleichwohl auf die lange Bank – weil sie die zusätzlichen Kosten fürchten. Dabei übersehen sie jedoch, dass gezielte Einzelmaßnahem nicht immer gleich große Summen verschlingen müssen und trotzdem nicht unerhebliche Energieeinsparungen zur Folge haben. Je mehr davon realisiert werden, umso fitter wird das Eigenheim.

Wohnimmobilien mit schlechter Energiebilanz droht der „Energiekosten-Kollaps“

Eine neue Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW) in München kommt zu alarmierenden Ergebnissen. Demnach steht vielen energetisch schlechten, ungedämmten Häusern in näherer Zukunft ein regelrechter „Energiekosten-Kollaps“ bevor. Und das nicht nur, weil die Preise für Energie, und hier besonders für Gas, schon jetzt astronomische Höhen erreicht haben – und weiter steigen werden. Eine weitere Ursache liegt nach Ansicht der Studienautoren auch in dem Umstand, dass Wohnimmobilien in Deutschland grundsätzlich zu viel Energie verbrauchen. Andreas H. Holm, Professor für Bauphysik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München und Institutsleiter des FIW, sagt: „Gebäude sind in Deutschland Energiefresser. Jahrelang wurde sich zu wenig darauf konzentriert, den Verbrauch in Gebäuden zu reduzieren.“ Ohne ein gezieltes Gegensteuern bestehe die Gefahr einer ungebremsten Talfahrt in die gesamtgesellschaftliche Energiearmut.

Zentrale Erkenntnis der Studie: Ab spätestens 2030 liegen die Betriebs- und Instandhaltungskosten unsanierter Gebäude höher als bei sanierten Gebäuden, bei denen die Investitionskosten bereits enthalten sind. Die Differenz der Energiekosten von sanierten zu unsanierten Häusern beläuft sich dann auf mehr als das Doppelte, Tendenz massiv steigend.

Energie sparen: Viele kleine Maßnahmen reduzieren Verbrauch und Kosten

Eine energetisch sanierte Immobilie spart langfristig enorme Energiekosten. Trotzdem ist es nicht in jedem Fall nötig (und finanziell möglich) das Eigenheim von Grund auf zu sanieren. Bereits kleinere Renovierungsmaßnahmen können eine beachtliche Wirkung erzielen. Die folgenden Möglichkeiten verfolgen allesamt das Ziel einer höheren Energieeffizienz, können jedoch auch ohne explodierenden Kostenaufwand umgesetzt werden.

  • Dämmen Sie die Kellerdecke

Eine günstige Maßnahme zur Energieeinsparung ist das Dämmen der Kellerdecke. Mit etwas handwerklichem Geschick können Sie das als Eigentümer selbst übernehmen. Die Kosten liegen bei 30 bis 50 Euro je Quadratmeter. Da weniger kalte Luft ins Gebäude gelangen kann, sparen Sie rund acht bis zehn Prozent Heizkosten.

  • Dämmen Sie Rohrleitungen und Pumpen

Mit geringem finanziellen und handwerklichen Aufwand können Sie durch Verkleidungen der Rohrleitungen den gröbsten Wärmeverlusten entgegenwirken. Die Kosten von zwei bis neun Euro pro Meter rentieren sich bereits ab der ersten Heizperiode.

  • Dämmen Sie den Dachboden oder die oberste Geschossdecke

Auch diese Maßnahme, die zum Teil sogar Pflicht ist, schlägt sich unmittelbar in Ihrer Heizkostenabrechnung nieder: Einsparungen von acht bis zwölf Prozent sind möglich. Kalkulieren Sie je nach gewähltem Material mit Preisen zwischen 100 bis 180 Euro pro Quadratmeter.

  • Tauschen Sie alte, undichte Fenster aus

Auch wenn die Kosten bei rund 500 Euro je Fenster angesetzt werden müssen, so ist der Fenstertausch eine sehr lohnende Maßnahme, die langfristig signifikant den Energieverbrauch senkt. Wechseln Sie alle Fenster aus, so können Sie zehn bis 15 Prozent Ihrer bisherigen Heizkosten einsparen.

Investition in die Zukunft: Lohnt sich eine Solaranlage auf dem Dach?

Ja, inzwischen fast immer. Zum einen sind Photovoltaik-Module in den letzten Jahren deutlich günstiger und leistungsfähiger geworden. Und vorbei sind auch die Zeiten, in denen das Dach einen bestimmten Neigungswinkel haben musste, um für den Betrieb einer Solaranlage überhaupt in Frage zu kommen. Zwar gilt noch immer, dass bei 30 bis 35 Grad mit Südausrichtung die Ausbeute am höchsten ist – Abweichungen von dieser Norm sind allerdings längst kein Hinderungsgrund mehr. Zum zweiten gibt es immer mehr Anbieter von sogenannten Solar-Clouds. Das sind – nicht unähnlich den virtuellen Clouds bei Handy und PC – riesige Speicherkapazitäten, in denen private Solaranlagen-Betreiber überschüssigen Strom „lagern“ können – um ihn in Zeiten geringerer Produktion wieder abzurufen. Und drittens lässt sich Solarenergie mit vielen Heiztechniken verknüpfen, von denen die Wärmepumpe die derzeit beliebteste ist. Sie verwandelt den Solarstrom in Heizwärme.

Generell gilt die Faustformel, dass sich eine eigene Solaranlage umso mehr rechnet, je mehr vom produzierten Strom selbst verbraucht wird. Die Vergütung für eine Einspeisung ins öffentliche Netz ist vergleichsweise spärlich und sinkt weiter. Die gleichzeitige Investition in eine Wärmepumpe bietet sich daher an. Mit einem abgestimmten Trio aus Solaranlage, Batteriespeicher und integrierter Wärmepumpe kann ein Eigenheim nach Berechnungen der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin einen Eigenverbrauch von bis zu 75 Prozent realisieren. Wird in Zeiten hoher Produktion zusätzlich Strom in einer Cloud gelagert, so klettert der Wert auf 90 Prozent. Nur noch zehn Prozent Ihrer gesamten Energiekosten wären dann den Preis-Verwerfungen an den Märkten unterworfen. Keine andere derzeit verfügbare Technik liefert eine noch höhere Autarkie.

Tipp: Lassen sie sich unbedingt vor der Investition in eine Photovoltaikanlage mit integrierter Wärmepumpe von einem Energieexperten oder einem kompetenten Handwerksbetrieb vor Ort beraten. Im Netz und bei der Stiftung Warentest finden Sie überdies praktische Rendite-Rechner, die Ihnen genau ermitteln, ab wann sich die Investition amortisiert hat und lukrativ wird.

Heizen mit der Wärmepumpe: Klimafreundlich, zukunftssicher und günstig

Wärmepumpen sind aktuell das Heizsystem Nummer eins beim Neubau. Nicht von ungefähr: Sie heizen kostengünstig, umweltfreundlich und zukunftssicher, weil sie die ohnehin vorhandene Umweltenergie nutzen. Ob sich die Installation einer Wärmepumpe für Ihre Immobilie lohnt, und wenn ja, welche am besten geeignet ist, sollten Sie unbedingt von einem Fachmann ermitteln lassen. Eine erste Einschätzung geben auch Modernisierungscheck-Portale im Netz.

Alle Wärmepumpen funktionieren nach dem gleichen Prinzip, das sich in vier Schritten vollzieht:

  1. Verdampfen

Im Verdampfer befindet sich ein flüssiges Kühlmittel, das bereits bei relativ niedrigen Temperaturen verdampft. Dafür genügt beispielsweise schon die Wärme aus dem Erdboden – auch im tiefsten Winter.

  1. Verdichten

Das verdampfte Kältemittel wird im Kompressor verdichtet, der mit Strom betrieben wird. Das erhöht den Druck des Kältemittels und damit auch dessen Temperatur.

  1. Komprimieren

Das erwärmte Kühlmittel gelangt nun in den Kondensator (Verflüssiger). Beim Verflüssigen gibt es seine Wärme an das Heizungswasser ab.

  1. Entspannen

Das Kältemittel ist wieder flüssig, steht aber noch unter Druck. Durch das Expansions- oder Entspannungsventil gelangt es wieder auf das ursprüngliche, niedrige Druckniveau und dann weiter zum Verdampfer, an dem der Prozess von vorn beginnt.

Das Heizungswasser hat durch die Wärmepumpe die erforderliche Vorlauftemperatur erreicht und die Heizkörper werden warm – und dass, obwohl der größte Teil der Wärmeenergie auch im Winter aus der Umwelt kommt.

Wärmepumpen werden in verschiedene Typen eingeteilt – je nachdem mit welchen Wärmeträgern sie arbeiten. Die vollständigen Bezeichnungen bestehen immer aus zwei Teilen: Der erste bezeichnet die Wärmequelle, aus der die Wärmepumpe Energie aufnimmt, der zweite gibt das wärmetransportierende Mittel an. Entsprechend gibt es:

– Luft-Wasser-Wärmepumpen,

– Sole-Wasser-Wärmepumpen (Erdwärmepumpen),

– Wasser-Wasser-Wärmepumpen (Grundwasser-Wärmepumpen)

Wärmepumpen kosten zwischen 8.000 bis 16.000 Euro. Einen großen Teil der Kosten können Sie durch Fördermittel des BAFA finanzieren: 35 Prozent erhalten Sie für den grundsätzlichen Einbau in einem Altbau, 45 Prozent, wenn sie damit eine alte Ölheizung ersetzen. Je nach Wirkungsgrad der Wärmepumpe kann es zudem sinnvoll sein, die Wärmepumpe mit einem eigenen Stromzähler auszustatten, um so einen günstigeren Stromtarif für den Betrieb zu erhalten.

Eine wichtige Voraussetzung für die Nachrüstung einer Wärmepumpe in einer Bestandsimmobilie ist jedoch, dass das Gebäude bereits gut wärmegedämmt ist, um der Wärmepumpe ein energieeffizientes Heizen bei niedrigerem Stromverbrauch zu ermöglichen.

Gewohnheiten überdenken: Das sprichwörtliche Kleinvieh macht auch Mist

Neben den bis hier erwähnten, mehr oder minder baulichen Modernisierungsmaßnahmen, bietet auch der ganz normale Alltag ein nicht zu unterschätzendes Potential für Energiekosteneinsparungen. Die folgenden Tipps erfordern weder Geld noch Mühe, lediglich ein bewussteres Umgehen mit den kostbaren Ressourcen:

– Wechseln Sie zu LED. Die kleinen Lämpchen verbrauchen 80 Prozent weniger Strom und halten ungleich länger als alle anderen Leuchten.

– Schließen Sie Elektrogeräte, die im Standby-Modus verbleiben, an ausschaltbare Steckdosenleisten an und legen Sie den Schalter über Nacht um.

– Rüsten Sie Duschen und Wasserhähne mit Sparköpfen oder Durchfluss-Begrenzern aus. Sie mischen dem Wasserstrahl Luft bei und reduzieren so den Verbrauch.

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